Das Jahr 2022 in Breitenfeld – einige Erinnerungen

In jedem Jahr wird in der Jahresschlussmesse am Silvesterabend ein Rückblick auf das zu Ende gegangene Jahr gelesen, den Pfarrer Gregor verfasst. Er hat keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, will aber an einige Ereignisse dankbar erinnern und manche Sorgen und Nöte erwähnen:

Corona, Ukraine-Krieg und synodaler Prozess

Das zu Ende gehende Jahr war das dritte Jahr, das sehr stark von der Corona-Pandemie geprägt war, zugleich aber auch ein Jahr der vorsichtigen Rückkehr des gewohnten Lebens in unserer Pfarre, in der Kirche und der Gesellschaft.

In dieser Phase einer gewissen Normalisierung erleben wir, dass mit dem seit Februar tobenden russischen Angriffskrieg auf die Ukraine die ganze Welt in eine weitere Krise gestoßen wurde. Die Nachbarländer und ganz Europa sind betroffen von der größten Flüchtlingswelle seit Ende des Zweiten Weltkriegs sowie einer durch den Krieg verursachten Energiekrise und damit verbundenen Rekordinflation. Diese Krisen sind es auch, die das kirchliche Leben in Österreich und weltweit geprägt haben und in denen es sich zu bewähren hat.

Am Beginn des Jahres wurde nicht nur in Österreich intensiv über eine mögliche Impfpflicht gestritten, die bereits beschlossen war, aber dann zunächst ausgesetzt und schließlich wieder abgeschafft wurde. Die öffentliche Auseinandersetzung zeigte nochmals deutlich eine Spaltung und zunehmende Polarisierung der Gesellschaft. Im kirchlichen Leben konnten schrittweise die meisten Corona-Schutzmaßnahmen für Gottesdienste und Veranstaltungen zurückgenommen werden. Einige Einschränkungen wie der Verzicht auf die gemeinsame Kelchkommunion in der Messe werden vermutlich noch länger gelten.

In der katholischen Kirche ist der weltweite synodale Prozess nach der diözesanen auf die sogenannte Kontinentalebene übergegangen. Der synodale Prozess wurde von Papst Franziskus um ein Jahr bis 2024 verlängert, wo im Oktober eine Bischofssynode geplant ist. Pfarrer Gregor ist auf Diözesanebene in den weiteren Prozess eingebunden.
Wie es in dem im September vorgestellten Bericht der österreichischen Bischöfe heißt, gibt es einige Anliegen, die man vor Ort aufgreifen und umsetzen kann. Dies betrifft etwa die Themen Geschlechtergerechtigkeit, Förderung von Frauen in kirchlichen Leitungspositionen oder den Ausbau von Partizipationsmöglichkeiten in Richtung Mitbestimmung auf allen Ebenen. Ebenso gilt dies für die vermehrte Mitwirkung von Laien und Laiinnen in der Liturgie, das Bemühen um eine verständlichere Sprache in Liturgie und Verkündigung, den pastoralen Umgang mit Menschen, die in verschiedener Weise vom kirchlichen Leben ausgeschlossen sind, für die Aufarbeitung von Missbrauch oder die Förderung der Glaubensbildung.
Andere Anliegen seien auf weltkirchlichen Ebenen zu thematisieren, wie es in der Synthese heißt: Dies betrifft etwa den Zugang von Frauen zur Weihe – vor allem zum Diakonat – und den damit verbundenen Ämtern, den Zölibat als Zulassungsbedingung zum Weiheamt oder die Weiterentwicklung von Lehrmeinungen, etwa hinsichtlich der Sexualmoral.

 

Die Pfarre kehrt schrittweise zur „Normalität“ zurück

Die Fastenzeit und Ostern konnten erstmals seit 2019 wieder in gewohnter Weise in der großen Gemeinschaft der Pfarre begangen werden. Dies gilt auch für die Sakramentenvorbereitung auf die Erstkommunion am 15. Mai und die Firmung am 19. Juni, die Dompfarrer Toni Faber spendete.
Im Jahr 2022 wurden auch einige Taufen und Hochzeiten gefeiert, die ursprünglich in den beiden früheren Jahren geplant gewesen waren.

Das sonntägliche Pfarrcafé nach der 9:30-Messe im Pfarrsaal wurde wieder zum Fixpunkt der pfarrlichen Begegnung.
Seit dem Herbst wird die monatliche Geburtstagsmesse für SeniorInnen wieder an einem Dienstagnachmittag im Franziskuszimmer angeboten und auch die anschließende Geburtstagsjause kann wieder stattfinden.
Das katholische Bildungswerk lädt wieder regelmäßig zu Abenden im Pfarrsaal ein, die gut angenommen werden wie zB ein Abend mit Arnold Mettnitzer im Oktober.

Am 16. Juni wurde das Fronleichnamsfest wieder mit den drei Josefstädter Pfarren  mit der Festmesse im Hamerlingpark und der Prozession durch die drei Pfarrgebiete durchgeführt. Abschluss war der Grillheurige in der Pfarre Maria Treu.

Unser Pfarrfest am Uhlplatz konnte am 26. Juni das Arbeitsjahr in fröhlicher Weise ausklingen lassen. Es gab auch wieder eine Hüpfburg.

Die Sommerzeit war wieder geprägt von Kinder- und Jugendlager sowie der Fuß- und Buswallfahrt nach Mariazell.

Fünf Mal gestaltete unser Kinderliturgie-Team einen AGO-Gottesdienst, heuer in Zusammenarbeit dreier Pfarren. Die AGO-Messen haben sich inzwischen eine diözesanweite Reputation erworben. Es tut gut, jetzt auch wieder mit Bewegung und Einbindung der Kinder fröhlich gemeinsam feiern zu können. Im Oktober wurde die Beginnzeit auf 10:30 Uhr verschoben, an den AGO-Sonntagen wird die 9:30 Uhr-Messe im Pfarrsaal im syro-malankarischen Ritus auf deutsch gefeiert.

Im Herbst konnten wir auch wieder die Feiern des Kindergartens mitgestalten: Erntedank, das Martinsfest am Uhlplatz, die Segnung der Adventkränze und das Nikolausfest waren Höhepunkte für Kinder und Pädagoginnen.

Die Erfahrung der letzten Jahre hat zu einer Veränderung der pfarrlichen Organisation geführt. So werden viele Besprechungen als Videokonferenz online oder „hybrid“ durchgeführt. Wir gewöhnten uns daran, dass aufgrund von Corona-Infektionen die physische Teilnahme an Besprechungen kurzfristig immer wieder auf diese Weise ersetzt wurde.

Am Christkönigssonntag konnten wir endlich wieder ein Mitarbeiter-Dankfest feiern. Nach der Dankmesse konnten im gut gefüllten Pfarrsaal zahlreiche ehrenamtlich in der Pfarre Engagierte einen frohen gemeinsamen Tag verbringen. Auch hier soll nochmals ein ganz großes Dankeschön all denen ausgesprochen werden, die sich für die und in der Pfarre in großartiger Weise einbringen!

 

Erste Etappe der Orgelsanierung

Im Februar konnte nach einigen Verzögerungen die erste Etappe der Generalsanierung unserer großen Orgel in Angriff genommen werden. Orgelbauer Andreas Seul demontierte den Spieltisch und verbrachte ihn in seine Werkstatt in Hessen. Das ursprüngliche Ziel, die Arbeiten bis zum Osterfest beenden zu können, erwies sich aufgrund von Lieferschwierigkeiten der erforderlichen Elektroteile als nicht haltbar. Während des Jahres wurde bei Gottesdiensten die Chororgel, das Fernwerk der großen Orgel, vom Spieltisch neben dem Ambo aus gespielt. Letztlich dauerte es bis Mitte November, bis der Spieltisch mit Hilfe eines Krans wieder auf die Orgelempore verbracht werden konnte. Nach mehrwöchigen Arbeiten erklingt die große Orgel seit der Christmette wieder. Im Jänner 2023 werden die Arbeiten fortgesetzt und das Fernwerk mit der großen Orgel wieder verbunden.
Die zweite Etappe der Orgelsanierung mit der Reinigung und Neuintonierung wird voraussichtlich in das Jahr 2024 verschoben.

 

Neuwahl der Gremien: PGR, VVR – Pastoralkonzept und Energiesparmaßnahmen

Am 20. März wurde in allen österreichischen Pfarren ein neuer Pfarrgemeinderat gewählt. In unserer Pfarre spiegelt die Zusammensetzung des Gremiums eine gute Mischung aus Kontinuität und Erneuerung wider. Seit der Konstituierung gab es bereits vier Sitzungen. Im Oktober befasste sich der neue PGR mit der Vorbereitung der Erstellung eines neuen Pastoralkonzepts der Pfarre, dessen endgültiger Beschluss Anfang 2023 vorgesehen ist. Ebenfalls im Oktober wurde zum zweiten Mal ein PGR-Tag für die Pfarren des Dekanats 8/9 in der Pfarre Alservorstadt durchgeführt.

Seit dem Frühjahr ist auch der neu gewählte Vermögensverwaltungsrat der Pfarre aktiv, der unter anderem vor der großen Herausforderung steht, die explodierenden Energiekosten für das Pfarrbudget einzuplanen. Dazu gehören auch Maßnahmen zum Energiesparen. Ein großes Projekt, das mit Hilfe großen ehrenamtlichen Engagements durchgeführt wird, ist die Wärmedämmung im Pfarrhaus und auf den Dachböden der Marienkapelle und der Sakristei, das in den letzten Wochen begonnen wurde und im Jänner weiter umgesetzt wird.
Die Pfarre ist finanziell solide aufgestellt, jedoch müssen wir aufgrund der stark steigenden Betriebskosten und der zu erwartenden abnehmenden Kirchenbeitrags-Gelder in den nächsten Jahren sparsamer wirtschaften.
Aufgrund notwendiger Unterstützungsleistungen wurde das Budget der Pfarrcaritas im Budget 2023 deutlich erhöht. Danke an dieser Stelle auch den zahlreichen Spenden für die Arbeit der Pfarrcaritas!

 

Einige Zahlen

2022 wurden in unserer Pfarre 11 Kinder getauft.

18 Kinder der 3. Klasse Volksschule haben die Erste heilige Kommunion gefeiert.

10 Jugendliche empfingen das Sakrament der Firmung.

Ein Brautpaar hat sich bei uns das Sakrament der Ehe gespendet, vier weitere Paare aus unserer Pfarre haben in anderen Kirchen geheiratet.

Vier Personen sind wieder in die Kirche eingetreten, leider haben 188 Personen ihren Austritt aus der Kirche erklärt.

49 Pfarrangehörige sind im Jahr 2022 verstorben.

Am 31. Dezember 2022 gehören 4.522 katholische Christ_innen unserer Pfarre an. Das sind genau 220 mehr als vor einem Jahr.

 

In memoriam Papst emeritus Benedikt XVI. (1927 – 2022)

Heute, am letzten Tag des Jahres, ist am Morgen der emeritierte Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger, im Alter von 95 Jahren im Vatikan verstorben. Nach dem Tod des hl. Papstes Johannes Paul II. war er 2005 zu dessen Nachfolger gewählt worden. Am 11. Februar 2013 erklärte er völlig überraschend seinen Rücktritt vom Papstamt und lebte seitdem als „Papa emeritus“ in einem ehemaligen Kloster in den vatikanischen Gärten.

In Würdigung der großen theologischen Leistung des verstorbenen emeritierten Papstes und im dankbaren Gedenken möchte ich diese Gedanken zum Jahresschluss mit einigen Sätzen aus der Enzyklika „Spe salvi“ aus dem Jahr 2007 beschließen:

„Wir brauchen die kleineren oder größeren Hoffnungen, die uns Tag um Tag auf dem Weg halten. Aber sie reichen nicht aus ohne die große Hoffnung, die alles andere überschreiten muss. Diese große Hoffnung kann nur Gott sein, der das Ganze umfasst und der uns geben und schenken kann, was wir allein nicht vermögen. Gerade das Beschenktwerden gehört zur Hoffnung. Gott ist das Fundament der Hoffnung – nicht irgendein Gott, sondern der Gott, der ein menschliches Angesicht hat und der uns geliebt hat bis ans Ende: jeden einzelnen und die Menschheit als ganze. Sein Reich ist kein imaginäres Jenseits einer nie herbeikommenden Zukunft; sein Reich ist da, wo er geliebt wird und wo seine Liebe bei uns ankommt. Seine Liebe allein gibt uns die Möglichkeit, in aller Nüchternheit immer wieder in einer ihrem Wesen nach unvollkommenen Welt standzuhalten, ohne den Elan der Hoffnung zu verlieren. Und seine Liebe ist uns zugleich Gewähr dafür, dass es das gibt, was wir nur dunkel ahnen und doch im tiefsten erwarten: das Leben, das ‚wirklich‘ Leben ist.“ (Benedikt XVI., Spe salvi 31)

 

Gott, der die Zeit in Händen hält, begleite uns auch im
vor uns liegenden Jahr 2023 mit seinem Segen!

Möge sich der weihnachtliche Wunsch nach Frieden auf Erden
bald erfüllen!

(G. Jansen, 31.12.2022)