1. Gedächtniskirche für Kaiser Franz I. am Bennoplatz

Die rasante Bevölkerungszunahme Wiens im ausgehenden 18. Jahrhundert führte zum Ausbau aller noch brachliegenden Flächen innerhalb des Linienwalls (heutiger Gürtel). Die bis dahin als Getreidefeld genutzte „Eselhardried“ bzw. „Alsbreite“ ließ der damalige Schotten-Abt Benno Poitner im Jahr 1800 als Bauplätze parzellieren. Der größere der beiden Plätze auf dem Breitenfeld, der nach dem Abt benannte Bennoplatz, war dabei von Anfang an als Kirchenplatz für eine in Zukunft nötig werdende Pfarrkirche ins Auge gefasst worden.

Als Kaiser Franz I. am 2. März 1835 das Zeitliche segnete, kam dem Gemeindevorsteher Karl Gaber die Idee, dem ersten Kaiser Österreichs auf dem Boden jenes Vorortes, welcher unter seiner Regierung entstanden war, durch Erbauung einer Gedächtniskirche ein religiöses Denkmal zu setzen. Gaber wandte sich zunächst an die Kaiserin-Mutter Carolina Augusta, welche bereits am 1. November 1835 einen bedeutenden Geldbetrag zusagte. Trotz dieses Erfolges sorgte sich die Gemeinde vor einer Erhöhung der Lasten, so dass Gaber erst im Jahr 1837 an Kaiser Ferdinand I. ein Bittgesuch um „allergnädigste Genehmigung der Erbauung einer Denkmalskirche für Kaiser Franz I. und der Gründung eines Vereines zur Beschaffung des Kapitals“ überreichen konnte. Nachdem sich nämlich die finanzielle Kraft der Gemeinde Breitenfeld als viel zu schwach erwies, hatte er den genialen Plan gefasst, die Errichtung der Kirche mit Hilfe einer großangelegten Spendenaktion im gesamten Kaiserstaat zu ermöglichen. Der Erfolg des Vereins war beachtlich: In kürzester Zeit konnten rund 53.000 Gulden, was heute einen Wert von rund einer Millionen Euro entspräche, gesammelt werden.

WBR, DS, E-53563
Bekanntmachung des Kirchenbauvereins aus dem Jahr 1839 (Wienbibliothek im Rathaus, Druckschriftensammlung, E-53563)

Die Kirche sollte auf dem Bennoplatz gebaut werden, nicht groß aber monumental sein und durch „reiche Ornamentik erhebend“ wirken. Als Vorbild schwebte den Vereinsgründern dabei die Karlskirche vor. Die Wirksamkeit des Vereines hätte erst dann enden sollen „wenn dieses Gotteshaus mit den zu einer religiösen Feier notwendigen Erfordernissen versehen wird“.

Doch im Laufe des Jahres 1843 stellte sich die Frage nach einer Abgrenzung des Breitenfelder Pfarrsprengels. Die Wiener Pfarrsprengeleinteilung aus dem Jahre 1786 erschien im Hinblick auf den großen Bevölkerungszuwachs zunehmend als unhaltbar. Daher bestimmte die Hofkanzlei fünf neue Wiener Pfarrkirchen anzulegen – u.a. eine in der Vorstadt Breitenfeld. Dieser neu zu bildende Pfarrsprengel sollte Teile der umliegenden Pfarren erhalten und rund 8000 Seelen umfassen. Hiermit entfiel für den Verein jener Teil seiner statutenmäßigen Wirksamkeit, welcher die Errichtung einer Pfarrkirche auf dem Breitenfelde betrug, denn diese hatte nun die Regierung selbst auf dem gesetzlichen Wege zu erbauen. Die Vereinstätigkeit beschränkte sich dahin zu wirken, dass diese Pfarrkirche monumental errichtet und dem heiligen Franz Seraphicus geweiht werden sollte. Bevor dieser Plan jedoch realisiert werden konnte, kamen die Wirren der Revolution 1848 dazwischen.